ANEKDOTEN

 

Fritzelack

 

Meine Eltern hatten im Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf, Brünner Straße 165, ein Farbengeschäft „L. & E. Kandl – Farben, Lacke, Drogeriewaren und Haushaltsgeräte“. Auf den Rollbalken des Geschäfts war groß der Fritzelack gemalt, das Logo der Firma O. Fritze, eines der bekanntesten Logos der Nachkriegszeit. Der Lehrbub, der die Farbe verschüttet hat, ging in die Umgangssprache ein: „Einen Fritzelack reißen“ bedeutete und bedeutet noch immer „hinfallen“.

Erfolg und Misserfolg liegen nahe beieinander. Trotz des populären Logos verschwanden die Produkte der Firma, sodass der Fritzelack heute vor allem als Legende existiert. Das Logo selbst trägt das Scheitern schon in sich – das Missgeschick des Lehrbuben, der die Farben verschüttet.

In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren wurden die Supermärkte zu einer übermächtigen Konkurrenz, die altmodische und unzeitgemäße Geschäfte wie das unsere zunehmend unmöglich machte. Unser Farbgeschäft hat dann auch den Fritzelack gerissen.

Mein Verhältnis zum Baumarktbesitzer Essl ist also nicht ungetrübt. Über die Kunst bin ich dann mit dem Ehepaar Essl in Kontakt gekommen.

DEN ÖKONOMISCHEN VERÄNDERUNGEN ANGEPASST VERKAUFE ICH FARBE ALS WEITERVERARBEITETES PRODUKT!

1997 kauft das Ehepaar Essl Bilder von mir. Danach gehe ich zum ersten Mal in einen Baumarkt und kaufe eine Holzplatte.

Johanna Kandl