ANEKDOTEN
Das Hotel in Přerov
1996 machten wir eine kleine Rundreise durch Mähren. In Přerov übernachteten wir in einem großen, zirka zwanzigstöckigen Hotel am Rande der Stadt.
Přerov ist im herkömmlichen Verständnis keine schöne Stadt, ist vor allem industriell geprägt und hat keinen netten mittelalterlichen Stadtkern wie so manch anderer mährische Ort.
Im Hotel schienen hauptsächlich Menschen zu wohnen, die während der Woche in Fabriken oder auf Baustellen arbeiteten. An der Rezeption des Hotels hatte man uns von dem hauseigenen Restaurant im länglichen Trakt erzählt. Als wir es am Abend aufsuchen wollten, konnten wir es nicht finden. Wir gingen hinaus und umkreisten das Gebäude nach einem Eingang suchend, aber wir fanden nichts. Johanna, die Erfahrung mit „sozialistisch-dezenter“ Beschilderung hatte, drängte darauf, es nochmals zu versuchen. Wir kamen in einen dunklen Gang und blickten uns um. Da war ein dunkler Vorhang und dahinter eine kleine versteckte Tür, die wir vorsichtig öffneten. Vor uns erstreckte sich ein riesiger, voll beleuchteter Speisesaal mit gut hundert Gästen, die meisten Männer, die aßen, tranken, rauchten und plauderten.
Johanna und Helmut Kandl