ANEKDOTEN
Costcutter
Als ich 1998 ein Auslandsstipendium für London hatte, konnte ich im Haus des Bundesministeriums in der Wrexham Road im East End wohnen.
Einige Jahre zuvor hatte mir ein Mitarbeiter des österreichischen Kulturinstituts in London auf die Frage, wie es dort sei, geantwortet: „Das kann ich Ihnen nicht sagen, in diese Gegend gehe in nie.“
Mir gefiel es dort gut, nur anfangs hatte ich ein paar kleine Probleme, mich auf den Alltag einzustellen, z. B. beim Einkaufen. Das Haus, das immer zwei Stipendiaten beherbergte, hatte eine kleine Gemeinschaftsküche. Das nächste Geschäft „News Agent – General Store“ war gleich an der Ecke. Es gehörte einem Pakistani und hatte außer einigen Zeitungen, drei Zigarettenmarken, Milch, Schokolade und Cola-Dosen leider wenig zu bieten.
Auch nicht weit entfernt war eine Filiale der Kette „Costcutter“. Auf den ersten Blick dachte ich: „Na ja, wie eine kleine Billa-Filiale.“ Bald bemerkte ich aber, dass es hier eigentlich nur Fertigprodukte gab: Packerlsuppen, Dosengulasch, Tiefkühlpizza, chinesische Gemüsereispfanne, Paella und Ähnliches. Ich koche jedoch gern. Nach einiger Zeit fand ich einen Tiefkühlfisch, so einen in Blöcke gepressten Seefisch, bei uns meist Dorschfilet.
Die Überraschung kam, als ich den Fisch in der Pfanne zubereitete. Nach kurzer Zeit bekam er an der Oberseite braune Streifen, als sei er auf einem Grill gelegen – offenbar war er so designt.
Später fand ich den zehn Minuten entfernten „Roman Road Market“, wo es unter anderem ein kleines Fischgeschäft gab.
Helmut Kandl