Arbeitszeit, 1994
Johanna Kandl
Rauminstallation im Gobelinsaal der Wiener Staatsoper (Foto: Margherita Spiluttini)
Detail der Installation
Mitarbeiter_innen der Schlosserwarenfabrik bei der Jubiläumsfeier in der Wiener Staatsoper
Das Projekt wurde für das „100-Jahr-Jubiläum“ der Firma Wilhelm Grundmann, Rohrbach an der Gölsen (230 Mitarbeiter_innen, Erzeugung von Schlössern und Beschlägen), durchgeführt.
Es bediente sich privater bzw. Amateurfotografien aus der Arbeitswelt. Mich hat interessiert, das Medium Amateurfotografie zu verwenden, um etwas über die Leute im einem Betrieb zu erfahren.
Für die Jubiläumspublikation kombinierte ich von Mitarbeiter_innen der Firma selbst gemachte Fotos mit Texten aus utopischer und Science-Fiction-Literatur, die Arbeitssituationen behandeln.
Im Gobelinsaal der Wiener Staatsoper montierte ich acht stark vergrößerte Fotos an die Decke. Die fast klassisch komponierten Gruppenporträts erinnerten mich an Chorszenen aus Operninszenierungen. Die Metallbearbeitung, das Schmelzen und Gießen, wirkt für Lai_innen geheimnisvoll – alchimistisch, ist Inhalt zahlreicher Sagen und Legenden und auch Opernthema (Richard Wagner, Siegfried).
Diese Fotos passten perfekt als „Deckengemälde“ in die Architektur und gingen eine Symbiose mit den Nachkriegsgobelins ein. Die Installation veränderte den Gobelinsaal sehr stark, obwohl viele Besucher_innen die Bilder an der Decke auf den ersten Blick nicht bewusst wahrnahmen.
Zur Eröffnung der Ausstellung, die gleichzeitig einen Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten des Betriebs darstellte, reisten die Mitarbeiter_innen mit Bussen nach W.
Viele Tourist_innen haben während der sechs Wochen der Ausstellung den Gobelinsaal fotografiert. Die Installation, die ihren Ursprung in der privaten Fotografie hat, endet wieder als Amateurfoto in einem Fotoalbum in Japan, den USA oder Fürstenfeld.