Johanna Kandl
… und die Freiheit is a scharfs Messer, 1995
Wandmalerei für die Ausstellung Nestroy – Weder Lorbeerbaum noch Bettelstab, Österreichisches Theatermuseum, Wien

Die Architektin der Ausstellung Elsa Prochazka beauftragte Johanna Kandl, eine Wandmalerei beizusteuern.

Johanna Kandl stützt sich auf drei Bildzitate: Ein schmaler Ausschnitt aus Ferdinand Georg Waldmüllers Bildnis des Fürstlich Esterházyschen Rates Mathias Kerzmann mit seiner Gattin und seiner Tochter Maria (1835) wird um neunzig Grad gedreht auf den Rundhorizont des Ausstellungsraums übertragen. Das kostbar gewebte, farblich dominante Tuch der Frau Kerzmann steht als Symbol für die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts und die daraus resultierenden gesellschaftspolitischen Konflikte. In diese fragmentarische und verfremdete Biedermeierlichkeit werden Schwarz-Weiß-Szenen hineingesetzt: Das Interieur einer Textilfabrik mit Fabrikarbeiterinnen verweist auf die Erfindungen und Veränderungen Anfang des 19. Jahrhunderts. In einer weiteren Szene stürmen Menschen, deren Existenz durch die Industrialisierung gefährdet ist, eine Textilfabrik, eine Szene während der Revolution 1848 (Franz Kaliwoda, Der Anfall und die Zerstörung der k. k. landespriv. Druck-Fabrik der Herren A. & E. Granichstädten zu Sechshaus nächst Wien in der Nacht vom 13., 14. März 1948)

Der Titel … und die Freiheit is a scharfs Messer stammt aus Freiheit in Krähwinkel von Johann Nestroy („Der Regent is der Vater, der Untertan is a kleins Kind, und die Freiheit is a scharfs Messer“).